Liebe Leser
Die Seiten sind mittlerweile so voll geworden,
dass ich nun nach Jahreszahlen vorgehen werde.
Was ich hier einsetze, ist nicht zwingend aus diesem Jahr,
sondern kann schon älter sein, da ich immer noch
ältere Gedichte und Geschichten sortiere,
aus meinen Heften, Blocks und frühen Büchern.
Morgenzauber
Alles schläft noch, wenn ich gehe,
Tagerwachen zu erleben,
Zauberwelt, die ich dann sehe,
lässt mich immer neu erbeben.
Sanft umzieh‘n mich Nebelfrauen,
voll Gesang sind Feld und Wald,
Frohsinn meiner Federfreunde
weithin durch den Morgen schallt.
Schimmernd spreizen Sonnenfinger,
malen Wolkenränder gold,
tanzend unter Silberfäden
lächeln Blumenelfen hold.
Diamanten an den Gräsern
schimmern in dem frischen Grün,
weiße Perlen und Rubine
funkeln in der Sonne Glüh’n.
Dankbar staun‘ ich stets aufs Neue,
bleib so oft verzaubert stehn,
und bedaure alle Menschen,
die die Herrlichkeit nicht sehn.
floravonbistram
Meine Frühlingsballade
Heut klopft das Herz in stillem Glück,
weit wandern lächelnd die Gedanken,
blieb doch so mancher Traum zurück,
um den sich nun Geschichten ranken.
Aus ferner, lang vergang‘ner Zeit,
erklingen viele Melodien,
die nicht nur voller Heiterkeit
noch immer in den Bann mich ziehen.
So manches Lied ward einst gesungen,
und viele Spiele sind gespielt.
Warum sind sie nie ganz verklungen
und werden noch ganz gleich gefühlt?
Ich stelle oft mir diese Fragen
und manches werd ich nie verstehn.
Von starken Armen sanft getragen,
soll'n sie mit mir dereinst vergehn.
Der Lenz wird wieder neu erblühen,
der Winter dauert nicht mehr lang
die Vögel wollen heimwärts ziehen.
Mein liebes Herz, mir ist nicht bang!
Die Weidenkätzchen werden blühen
die Knospen stehen prall und rund,
die Blüten werden Staub versprühen.
Die graue Welt wird wieder bunt.
Die Sonn‘ wird hoch am Himmel stehen.
Um schnell erwärmend sie zu küssen,
wird lächelnd sie die Welt ansehen-
Ich möcht im Frühling gehen müssen!
floravonbistram
Lichtkuss
Blattlose Bäume im Graukleid des Winters,
wo Bruchäste schlagen im wechselnden Takt,
ein Krächzen und Knarren, Spechtklopfen an Stämmen,
dort zieht Nebel wabernd und hüllt alles ein.
Durchdringen dann plötzlich Sonnfinger das Dunkel
und raffen den düsteren Vorhang ganz leicht,
tanzt flirrend ein Strahl auf vermodernden Blättern
küsst Welkes und Knospen mit lockendem Gruß,
dann zaubern die Bahnen sanft flutender Strahlen
wie goldene Pinsel das Licht in den Wald.
floravonbistram
Wintersonett
Hörst du im Tal der Kinder fohes Lachen?
Sie ziehen ihre Schlitten, fahrtbereit,
denn Schneefall lockt nach draußen – Winterzeit.
Lasst uns das Feuer im Kamin entfachen.
Du musst aus deiner Lethargie erwachen-
ach, fall mit mir zurück in Kindlichkeit.
Gesichter, heißgetobt in Fröhlichkeit.
Komm, lass uns wieder Schneeballschlachten machen.
Zu schnell enteilen uns die hellen Jahre,
so unbeschwert voll singendem Vergnügen.
Noch sind wir stark, doch bald verklingt das Lied.
Gevatter winkt schon drüben mit der Bahre,
lass uns ihn voller Lebenslust betrügen,
woll'n Leben leben, bis es uns entflieht.
floravonbistram 2006
Meine Kinder
Ich schaue dich mein Kind heut an
und frage mich: wo blieb die Zeit,
die Zeit der Kinderjahre.
Heut bist du selber eine Frau,
hast Kinder, die nun auch schon groß
und etwas grau sind meine Haare.
Ich schaue dich mein Kind heut an
und seh‘, auch uns entflieht die Zeit,
die Zeit der Kindertage.
Du wurdest viel zu schnell ein Mann,
kämpfst stets um unser aller Wohl
sorgst dich um uns ganz ohne Klage.
Ich sehe meine Kinder an
und alles das, was sie vollbracht
die Bilder wechseln mit den Jahren.
Wir lebten einst in einer Haut.
Mit jedem Kind ganz herzschlagnah
hab Liebe ich ganz tief erfahren.
floravonbistram 2005
Lebensherbstsonett
Ein letztes Blatt dreht sich von dürren Zweigen,
das tanzend mit dem Wind von dannen zieht.
Mit Herbsteshauch erklingt das stumme Lied,
das die Natur geschrieben aus dem Schweigen.
Wir lassen Wünsche in den Himmel steigen,
vertrauen drauf, was immer uns geschieht.
Auch wenn die Lebenszeit zu schnell entflieht
entkommen wir niemals dem Wandlungsreigen.
Der Winter zeichnet bald schon unsre Wangen,
er wird es sein, der unser Wollen bricht,
doch reicht er uns sehr schnell die milde Hand,
weil alles Bangen stets ein Ende fand.
Denn aus dem Dunkel leuchtet uns das Licht,
das wir ein Leben lang versuchten zu erlangen.
floravonbistram 2009
Mein Kirschbaum
Ich gehe durch verlass`nes Land,
verschlungen stehen Kraut und Blumen,
zerborsten ist schon lang die Wand
des Hauses und die dunklen Krumen
der Erde liegen hart und schwer,
doch sehe ich im Nähergehen,
mit Zweigen, völlig blätterleer,
den dürren Kirschenbaum dort stehen.
Die Stimme seufzt im leichten Wind:
„Oh bitte, hör und lass mich fragen
wo meine ganzen Kräfte sind?
Ich möchte wieder Blüten tragen!
Ich möcht der Kinder Jubel sehn,
ihr Klettern fühlen in den Zweigen,
wenn blutrot dann die Kirschen stehn,
will ich für sie die Äste neigen.“
Ganz zart berühr' ich Ast um Ast,
umarme ihn dann voll Erbarmen.
Fühl rau und rissig, schmerzend fast
die harte Rinde an den Armen.
„Sei ruhig, bleib ruhig, nimm Kraft von mir,
davon kann ich so viel verschenken,
vielleicht kann meine Liebe dir
die Lebenssäfte zweigwärts lenken.“
Nach Tagen geh ich durch die Au,
erlebe tief das Frühlingsgrüßen.
Als ich zum altenKirschbaum schau
seh glücklich ich die Knospen sprießen.
Dann neulich rief er mir laut zu:
„Schau her, ich habe mich bemüht,
den Lebensspender riefest du.“
Ganz herrlich war ein Zweig erblüht!
Und nun steckt er geballte Kraft
in einen Ast, der Kirschen zeigt.
Beweis, dass man noch vieles schafft,
sogar, wenn sich das Leben neigt.
floravonbistram 2011
Ich gehe behütet
Ich steh vor der goldenen Pforte,
nach endlos erscheinender Zeit,
es trugen mich stets deine Worte
von endendem Kummer und Leid.
Getragen von jubelndem Singen
zieht es mich sanftzwingend empor.
Voll Sehnsucht nach all meinem Ringen
erreich ich das hell leuchtende Tor.
Lass mich deine Gnade erfassen
und klar deine Ordnung verstehn,
dann kann das Gewes’ne verblassen
voll Klarheit im Herzen wir sehn.
Ich lege mich in deine Hände
weit gleitet das Irdische fort.
Du bist die Allmacht, die Wende,
ich neige mich froh deinem Wort.
FloravonBistram
Trauert nicht
Gebt mir Freude, wenn ich gehe
mit auf meinen letzten Weg
denn in dieser fühl ich Leben,
sie ist für mich fester Steg.
Spielt für mich die alten Lieder,
tanzt, wenn ich es nicht mehr kann.
Schaut mich durch die Wolkenbilder
immer wieder freudig an.
Hört mich in dem Blätterrauschen,
hier in unserm Buchenwald,
lächelt zu des Kuckucks Rufen
wenn es durch den Frühling schallt.
Seht den Mohn im Kornfeld leuchten,
hört der Lerche helles Lied.
Lebt bewusst das ganze Leben,
hadert nicht, was auch geschieht.
Springt durch Pfützen, schwimmt durch Wellen,
raschelt euch durch Herbstes Laub.
Auch wenn vieles sich mal ändert,
alles wird hier nicht zu Staub.
Eines kann euch keiner nehmen,
und zwar die Erinnerung.
Lasst sie tief im Herzen blühen,
leuchten in der Dämmerung.
Denkt an unsre Märchenstunden,
an die Freuden auch im Spiel,
an die stillen Kuschelrunden,
einfach lieben war mein Ziel.
Singt die alten Abendlieder ,
die ich immer für euch sang
auch für eure Kinder wieder.
Harmonie im Stimmenklang,
werde ich dann mitempfinden,
tief in euren Herzen drin,
seelenfest mit euch verbunden,
ganz egal, wo ich dann bin.
floravonbistram
Ich freue mich,
dass ich gerade mit diesem Gedicht
unter die Preisträger
des Hildesheimer Lyrikwettbewerbs
gewählt wurde.
Danke an meine Mitautoren, die mich wählten.
An Tagen wie diesen
Ich könnte hell jauchzen,
an Tagen wie diesen,
könnt springen und tanzen
durch Wälder und Wiesen,
die Bäume umarmen,
im See munter toben,
und mit allen Tieren
den Schöpfer froh loben.
floravonbistram 1967
Geträumt
Es rauschen die Blätter der uralten Buche
leis säuseln die Wellen des Teichs mich in Schlaf
es singen die Fische, tief tauchen die Vögel
dann schweb ich einher und ein Schwan spielt Klavier
Die Stille sie wandelt den Tag bald zur Nacht
Das Lodern der Sonne weicht schimmerndem Mond
Am Himmel erstrahlen viel tausend Brillanten
ein kühlender Wind küsst mich aus dem Traum
floravonbistram