Glück im Wald
Der Wind weht warm am Sommertag,
und der beginnt schon himmelblau.
Weil ich es gerne einsam mag
lauf waldwärts ich ganz früh und schau,
wie sich das Leben stetig regt,
wie alles sich voran bewegt.
Der Duft von Bärlauch fängt mich ein,
Waldmeisterduft verging im Mai.
Ach, glitzert dort ein Edelstein?
Ich schau, der Weg ist völlig frei,
ein Kiesel in der Sonne blinkt ,
der mich zum Sammeln zu sich winkt.
Hier draußen bin ich unbeschwert,
als wäre ich nur hier Zuhaus,
Natur hat mich oft klug belehrt,
denn schon als Kinder zogs uns raus
auf Wiesen, Wald und auch aufs Feld
das Dach war uns das Himmelszelt.
Egal ob Regen, Sonnenschein,
ob heiß, kalt, Schnee und Wind
wir konnten draußen fröhlich sein.
Und bin ich nun auch nicht mehr Kind,
erkenn ich hier so manchen Sinn.
Bin dankbar, glücklich - weil ich bin.
floravonbistram2009
*
Rosenballade
Ich gehe durch verwildert‘ Land,
verschlungen stehen Kraut und Blumen,
zerborsten ist schon lang die Wand
des alten Hauses. Dunkle Krumen
der Erde liegen hart und schwer.
Doch sehe ich im Nähergehen,
mit Zweigen, völlig blätterleer,
den dürren Dornenstrauch dort stehen.
Die Sonne lacht, der Wind leis weht,
ganz zart berühr ich ihn, den Kargen,
der rissig, rau und trocken steht
und wünscht, er würde Rosen tragen.
Ich setz mich auf den großen Stein,
der vor dem trock’nen Dornbusch liegt,
tauch in das Frühlingweben ein,
das tanzend eine Birke wiegt.
Mein Taschenmesser ist zur Hand,
behutsam schneid das Holz ich aus,
und säubere das Stückchen Land
dort an dem alt-zerfall‘nen Haus.
Nach Wochen lockt die Sommerluft
mich wieder zu dem alten Garten,
es ist, als ob ein Stimmchen ruft:
Komm, lass uns doch nicht länger warten!
Mein Herz schlägt laut und hüpft vor Glück,
denn schon von weitem kann ich sehen,
das Leben kam zum Busch zurück
und ließ das Sterbegrau verwehen.
So grüne Blätter, dicht an dicht
und Blüten, die in Duft mich hüllen.
Und leise eine Blüte spricht:
So kann sich mancher Wunsch erfüllen.
floravonbistram 2006
aus dem Buch Licht und Schatten I
Bild von Uwe Günther
Sonnenaufgang erleben
Sehen, wie aus tauschimmernden
mit Nebelschwaden verhängten
Tälern Farben aufsteigen,
die in schillernder Mischung
weltverzaubernd das grau-dunkelblau
des verschwimmenden Nachthimmels
in Gelb-Orange-Rosa-Rot tauchen.
Vogelgesang hören, der sich
mit zärtlichen Melodien in mein
aufnahmebereites Herz schmeichelt.
Samtweiche Luft, die mich einhüllt
und in das Leben wieder freigibt.
Der frühe Morgen küsst
meinen beginnenden Tag.
Ein Erleben, als wäre es der Tag
der Erschaffung der Welt.
floravonbistram 2001
*
Meine Kinder
Ich schaue dich mein Kind heut an
und frage mich: wo blieb die Zeit,
die Zeit der Kinderjahre.
Heut bist du selber eine Frau,
hast Kinder, die nun auch schon groß
und etwas grau sind meine Haare.
Ich schaue dich mein Kind heut an
und seh‘, auch uns entflieht die Zeit,
die Zeit der Kindertage.
Du wurdest viel zu schnell ein Mann,
kämpfst stets um unser aller Wohl
sorgst dich um uns ganz ohne Klage.
Ich sehe meine Kinder an
und alles das, was sie vollbracht -
die Bilder wechseln mit den Jahren.
Wir lebten einst in einer Haut.
Mit jedem Kind ganz herzschlagnah
hab Liebe ich ganz tief erfahren.
floravonbistram 2005
Wintertag am Meer
Der Winter kam, ich steh am Meer,
es fehlt heut ganz des Himmel Bläue
der Wind ruft mit dem Wolkenheer:
„Schau, wie ich Winterblumen streue!“
Schickt auch die Sonne keine Strahlen,
so liegt auf Allem sanftes Scheinen,
wenn Schneekristalle ohne Zahlen
sich mit den Wellen zart vereinen.
Weißzarte Flocken, welche Fülle,
fall‘n in die aufgewühlten Fluten,
und draußen in der Schemenhülle
hör ich die Nebelhörner tuten.
floravonbistram 2002
Wintersonett
Hörst du im Tal der Kinder fohes Lachen?
Sie ziehen ihre Schlitten, fahrtbereit,
denn Schneefall lockt nach draußen – Winterzeit.
Lasst uns das Feuer im Kamin entfachen.
Du musst aus deiner Lethargie erwachen-
ach, fall mit mir zurück in Kindlichkeit.
Gesichter, heißgetobt in Fröhlichkeit.
Komm, lass uns wieder Schneeballschlachten machen.
Zu schnell enteilen uns die hellen Jahre,
so unbeschwert voll singendem Vergnügen.
Noch sind wir stark, doch bald verklingt das Lied.
Gevatter winkt schon drüben mit der Bahre,
lass uns ihn voller Lebenslust betrügen,
woll'n Leben leben, bis es uns entflieht.
floravonbistram 2006
Sonett für den ertappten Lügner
Bevor du heimgehst, brich dein dunkles Schweigen,
sprich offen, schau mir direkt ins Gesicht.
Warum dein Mund wohl nie die Wahrheit spricht?
Du sollst nicht lügen, sondern ernste Reue zeigen.
Wie oft Ertappte ihre Blicke neigen,
gerad, als stünden sie schon vor Gericht
und doch bekennen sie die Schuld noch nicht,
sie tanzen weiter in dem Höllenreigen.
Ich will dein Stillsein länger nicht ertragen,
leck still die Wunden, die du mir geschlagen
und warte, dass der Schmerz verblasst.
Dann, irgendwann, werd‘ ich ganz ohne Fragen,
und ohne mich darüber zu beklagen,
erkennen, du warst meiner Seele Last.
floravonbistram 2008
Übergänge
Der Herbst ist in das Land gekommen,
hat Sommers Platz still eingenommen,
nahm ihm die Pinsel aus der Hand,
hat einen Farbenteil verbrannt.
So zeigen Blätter dunkle Kanten
und alles Grelle wird nun samten.
Auch härter wird des Windes Wüten,
erschrocken schließen sich die Blüten.
Doch alle lassen sich nicht schrecken,
die Nasen aus den Knospen strecken,
der Sommer setzt dem Herbst noch Schranken
und wir erfreuen uns voll Danken.
floravonbistram
2001
Alles bleibt
Hüte deine Gedanken, hüte deine Stimme,
denn sie tragen unermessliche Kraft in sich,
berühren sich im Kosmos und schwingen,
tragen sich gegenseitig weiter in Ewigkeit,
verbinden sich mit den Stimmen der Natur,
bergen in sich das Flüstern der Blätter im Wind,
den Flug des Samenkorns und die Lieder der Blumen.
Die Gespräche aller Wesen tragen ihre Botschaft,
um Kunde zu tun vom Wirken in Millionen Jahren.
FvB 2002
Der Tag versinkt in Farben
durchträumt die Nacht
um aus ihren blausamtenen Falten
wie Phönix neu zu erstehen
floravonbistram 2008
Ich bin zu Hause
Abseits der Stadt, fern von ihrem Lärm
habe ich den Platz für mich gefunden,
an dem ich einst vergehen möchte
Dies wurde meine Heimat, mein Zuhause,
auf diesem Hügel vor dem Wald
mit Blick über Gärten, Dächer und Felder.
Als Kinder fühlten wir uns zu Hause,
wo die Eltern und Geschwister waren,
wenn die Freunde zum Spielen riefen,
in den Wiesen und Wäldern um uns.
Wie oft wurden wir herausgerissen
aus den uns vertrauten Kreisen,
mussten uns immer neu eingewöhnen.
In unserem Land gab es viele Plätze,
in denen ich einen kleinen Hort fand,
doch zu oft wurde ich weiter getrieben,
konnte nie richtig Wurzeln schlagen,
verlor Freunde und Vertrautes,
kämpfte mich immer wieder durch.
Hier ist nun mein Leben, meine Familie.
unser Heim, unser Haus, unser Sein.
Ich kenne Bäume, Sträucher, Blumen.
Sie zu säen und zu pflanzen, zuzusehen
wie sie wuchsen und gediehen
machte diesen Platz zu meiner Heimat.
Hier will ich sein, hier will ich bleiben
bis ich eines Tages gerufen werde,
meinen neuen Platz einzunehmen
jenseits von Begehren und Wünschen,
nur mit der absoluten Gewissheit:
Dies ist die Heimat meiner Seele.
2008
Unsere Kater
Sie sind Streuner, unsre Kater,
die den Freigang so sehr lieben.
Jerry, das ist unser Smarter,
schon als Baby zum Verlieben.
Nigel, scheu und sehr verhalten,
langsam nur Vertrauen fasst,
er lässt meistens Vorsicht walten,
doch nie Streichelzeit verpasst.
Kommen nur, wenn sie auch wollen,
fressen hier an allen Tagen
mögen lieber draußen tollen,
Bäume klettern, Mäuse jagen.
Doch wenn Winters Kälte beißt,
Schnee hüllt unsre Welt hier ein,
auch ihre Stromerlust vereist,
dann kuscheln sie sich bei mir ein.
fvb 2008
Der Wind zerzaust mir warm mein Haar,
die Morgensonne – wunderbar !
Ich fühle mich als Himmelkind,
das sich auf Erden wiederfind'.
Es tanzt ganz wild der Blütenstaub,
umwirbelt leuchtend frisches Laub.
Der Mensch verfällt dem Hochzeitsrausch,
der Zärtlichkeit, dem Küssetausch,
was diesen Wonnemonat prägt,
das Dunkel aus den Herzen fegt.
Die Saat geht auf in Flur und Feld,
es scheint, als lache alle Welt.
Und auch die Tierwelt sehen wir
voll Liebeswerben im Revier,
beim Balzen, singen, Eierlegen,
beim Brüten, Füttern, Nester pflegen.
Begrüßen wir auch feuchten Segen,
denn wichtig ist der Maienregen,
wenn warm und mild er sich ergießt,
sehn wir, wie herrlich alles sprießt.
Genießt mit mir die schöne Zeit,
im Sonnenglanz voll Heiterkeit.
Lass singen uns, von Herzen frei:
„Es gibt pro Jahr nur einen Mai!“
fvbistram 1998 2002bearbeitet