Allen meinen Lesern
frohe Weihnachtstage
Weihnachtswunsch
Wir singen von stiller und heiliger Nacht,
und während wir feiern, doch manch einer wacht :
die Mutter, die bangt um ihr sterbendes Kind,
der Nachtwanderer in dem eisigen Wind,
die Frau tief im Elend mit volltrunk‘nem Mann,
der Kranke, der möchte, doch nicht sterben kann,
der Arzt, tief gebeugt über‘m Unfallpatient,
die Schwester, die auf jedes Klingeln hin rennt,
der Mensch auf der Wache im Feuerwehrhaus,
die Hüter des Rechts in Chaos und Staus,
ein einsamer Mensch, ohne Hoffnung und Geld,
Millionen von Hungernden auf dieser Welt,
die Menschen, den‘ Kriege alles genommen,
dann jene, die niemals wiedergekommen,
geraubt und geschändet, gefangen, gequält,
weil anderen Orts nicht die Menschlichkeit zählt.
Mein Wunsch, dass ein Jeder, der froh feiern kann
nur eine Minute mag denken daran.
Flora von Bistram
Eine heilige Nacht
Es war einmal in einer sternenklaren Winternacht, als der Frost die Welt umfangen hielt, den Atem am Mund gefrieren ließ, ein Paar unterwegs, müde und frierend durch den knirschenden Schnee stapfend. Sorgsam führte der alte Mann die blutjunge Frau, sie war fast noch ein Kind, an der Hand, und man erkannte auch durch mehrere Lagen Pullover, Jacken, Mantel, den gewölbten Leib der Frau, den sie mit einer Hand immer wieder wie schützend hielt.
„Stütz dich auf mich, wir haben es nicht mehr weit.“ Wieder schob er seinen Arm unter ihrem durch, um Halt zu geben, falls sie strauchelte.
Sie blieb stehen, ein krampfhaft unterdrücktes Stöhnen entrang sich ihren fest aufeinander gepressten Lippen, kleine Schweißperlen glänzten auf Stirn und Oberlippe, um sich dann mit den tanzenden Flocken, die ihr Gesicht umspielten, zu vermischen.
„Nur noch ein kleines Stück, komm, ich trage dich, gleich sind wir an dem Stall.“
Kaum dass er sich selbst noch auf den Füßen halten konnte, umfasste er dennoch die nun zusammensinkende Frau, hob sie hoch und bahnte sich mit dem letzten Rest seiner Energie und einem flehenden:“Herr, steh uns bei!“ den Weg zu dem nun schemenhaft im zunehmenden Flockenwirbel auftauchenden windschiefen Gebäude, das er mit seiner immer schwerer werdenden Last schließlich keuchend erreichte.
Quietschend öffnete sich das alte Tor, nachdem er den eisernen Riegel mit aller Kraft zur Seite geschlagen hatte und sie nahmen, bevor sie ins warme Heu sanken, nur noch wahr, dass auch Tiere in dem Stall schliefen.
Wärme und Geborgenheit umhüllte sie, wie sie da nun eingegraben im Heu auf die Geburt ihres Kindes, seines Urenkels warteten und in der Ferne, sich immer weiter entfernend, hörten sie das Donnern der Kanonen und die alles zerstörenden, berstenden Treffer.
Als im dämmernden Morgen der erste Schrei des Neugeborenen erklang, konnten sie eine Glocke läuten hören.
Still reichten sie sich die Hände, Großvater und Enkeltochter auf der Flucht, das Kind, die Frucht einer Vergewaltigung, zwischen ihnen, nun sorgsam in eine Jacke gewickelt und ihre Blicke hoben sich zum Himmel, ein Dankgebet im Herzen –
Gesegnete Weihnachten!
Die Worte >Fürchtet Euch nicht<sind kennzeichnend für viele Botschaften, die aus der Bibel immer wieder aufgegriffen werden.
Ich selbst halte - unabhängig von der Bibel - diese Worte für die Botschaft, die an alle Menschen gerichtet ist, egal, welchen Glaubens.
Fürchte Dich nicht...ja...leg Deine Hände vertrauensvoll in andere...trau Dich, zu Deiner Einstellung zu stehen, schau nicht weg, sondern wage es, zu schreien, wenn Unrecht geschieht,
einzuschreiten, wenn Schwächere Deiner Hilfe bedürfen.
Fürchtet Euch nicht, auch wenn Kummer und Pein, Schmerz und Sorgen Euch übermannen, es gibt immer jemanden, der Euch auffängt...Ihr müsst es nur zulassen...
Allen ein friedvolles, besinnliches Weihnachtsfest, egal, ob ihr im Kreise Eurer Lieben oder allein feiert, denn wirklich allein ist nur der, der nie sein Herz für Andere öffnet.
2007
Weihnachten für Alle?
Singt man nicht Stille und Heilige Nacht,
die Nacht, die laut Bibel den Frieden uns schenkt?
Hat sie die Welt wirklich besser gemacht,
die Geschicke der Menschen anders gelenkt?
Zeigt mir die Weihnacht, die nur Ruhe gebracht,
ohne dem Kaufrausch Raum zu gewähren,
die, die auch mal an Jene gedacht,
die sich vor Hunger und Ängsten verzehren,
nach dem Frieden, der allen die Menschen bewahrt,
die dem Herzen so nah und durch Kriege zerstört,
der die Kraft aus der Stille auch dort offenbart,
wo man selten das Lachen der Kinder gehört.
Nehmt euch bei den Händen, geht aufeinander zu,
das eigene Ich soll nicht vorne stehn
wir sind gefordert, ich und auch du,
denn nur dann kann in Frieden die Menschheit bestehn.
Frohe Weihnachten
Kurz durchatmend bleibe ich vor Zimmer 211 der Kinderonkologie stehen.
Wie viele Male habe ich hier schon wie viele Stunden verbracht?
Hände gehalten, Tränen getrocknet, Geschichten vorgelesen. Immer wieder berührt von der Stärke dieser sterbenden Kinder, erschüttert von dem Leiden und selber getröstet von der Sicherheit dieser kleinen Patienten, in denen das Wissen um den baldigen Abschied fest verankert ist.
Das Zimmer von Patrick. Leise trete ich ein, um ihn nicht zu wecken, falls er schläft.
Er liegt allein, denn viele Kinder dieser Station wurden nach Hause geholt.
Es ist Heilig Abend, zwar erst Mittag, aber der kleine Junge hat nicht mehr lange zu leben. Für viele das letzte Fest in ihrem kurzen, schmerzreichen Leben. Wer nicht transportfähig ist, hat nun seine Lieben am Bett, umgeben von Geschenken, Lichterglanz im Zimmer und in den Augen.
Nicht so hier
Sicher, auch dieses Zimmer ist geschmückt.
Aber Patrick ist allein. Seine Eltern gaben ihn schon auf, als er 2 Jahre alt war.
Er kennt keine liebevollen Elternarme, die ihn umschließen. Sein Zuhause war das Kinderheim St. Antonius.
Ich mache diese Sterbebegleitung, um ein kleines Licht in dieses Leben zu bringen, um es wenigstens zu versuchen.
Da liegt er, 5 Jahre alt. Die Wangen unnatürlich gerötet, tiefe Schatten um die Augen.
Ich stelle den kleinen Weihnachtsbaum auf den Nachttisch, zünde eine Kerze an, drapiere den bunten Teller, ein kleines Plüsch-Rentier und ein Buch drum herum
Er ist wach und lächelt.
Als ich mich zu ihm setze, den kleinen ausgezehrten Körper in die Arme schließe, kuschelt er sich ganz fest an mich ran. „Ich wusste, dass du kommst!“ Ganz schwach ist die Stimme.
Ich weiß, dass es nicht mehr lange dauern wird, dann ist seine Erdenreise zu Ende.
„Schau Patrick, ich habe dir ein Buch mitgebracht. Ich habe es nur für dich geschrieben.“
Wie für meine Kinder und Enkel schrieb ich auch für ihn immer Geschichten.
„Der kleine Sternenjunge und sein Weihnachtsfest“…Ich las langsam und wir schauten die Bilder an….Die Geschichte vom Sternenjunge, der seine letzte Reise mit dem Rentierschlitten macht und liebevoll von den Engeln in Empfang genommen wird.
„Das wird sehr schön werden…“ ein schwerer Atemzug hebt seinen kleinen Brustkorb.
Schwester Vera ist kurz im Zimmer- Puls, Apparate, den Tropf kontrollieren. Auf meinen fragenden Blick ein bedauerndes Kopfschütteln.
In den Armen hält Patrick nun das kleine Plüschtier. Ich singe für ihn > Am Weihnachtsbaume…< Seine Augen sind geschlossen. Ein Beben geht immer wieder durch das kleine Wesen.
>Zwei Engel sind herein getreten, kein Auge hat sie kommen sehn. Sie gehn zum Weihnachtstisch und beten und wenden wieder sich und gehn<
Ich halte inne…Patrick liegt ganz ruhig in meinem Arm. Ein Lächeln im Gesicht. Er atmet nicht mehr.
Ich brauche sicher zehn Minuten, um endlich die Klingel zu drücken und die irdische Hülle den Schwestern übergeben zu können.
Wieder auf dem Parkplatz, den ich wie in Trance erreiche, meine ich, eine kleine Glocke zu hören, sehe das kleine lächelnde Gesicht vor mir –
ein Engel ist heimgekehrt –
*
FROHE WEIHNACHTEN
Meine Wünsche
Ich wünsche euch Trost
an traurigen Tagen,
möget ihr niemals
am Schicksal verzagen,
ich wünsche euch Freude,
ganz tief in den Seelen,
möge euch keine
Erinnerung quälen,
ich wünsch euch das Glück,
an das Gute zu denken
und einen riesigen Berg
an Geschenken.
1963
Ich wünsche allen Lesern
den Frieden im Herzen und ein frohes Fest,
denen, die allein, krank oder verbittert sind,
Trost und Kraft