Erstarrte Äste weisen
undurchdringliches Nebelgrau
lassen Schwermut fließen
Von fern
ein heiseres Rufen
Kraniche ziehen
künden den Winter
und die Sonne
durchbricht den Schleier
nimmt mich mit
in die Klarheit des Tages
Ich wünsche mir so oft,
nur einmal kurz
in den Himmel lauschen zu können,
um die Stimmen derer zu hören,
die ich hier unten
immer wieder vermisse.
Ich verteile Engel
in meinen Räumen,
einen für jeden von meinen Lieben,
nicht nur zu Weihnachten.
Es werden immer mehr
und eines Tages wird vielleicht
auch für mich ein Engel aufgestellt.
Ruhe leben
Ich schließe das Leben aus,
halte die Tür geschlossen
und bleibe in meiner Welt.
Alles Laute und Falsche
kann mich nicht mehr berühren.
Ich schließe die Augen,
sehe Bilder, Lichter,
höre Stimmen und Lieder.
Andere nennen das Träumen,
für mich ist es schöneres Leben,
frei von Ängsten, Sorgen, Schmerzen.
Ich möchte weiterträumen,
nicht die Augen öffnen und nicht
der Unruhe stellen müssen,
die überall herrscht.
Doch Familie und Freunde
lassen es noch nicht zu,
auch wenn es mir
immer mehr und länger gelingt,
so dem grauen Tag zu entfliehen.
2010
Regen der Seele
Ich sitze am Fenster,
sinnend, einfach nur so,
denn draußen regnet es.
Wie Blumen im Wind,
wie Schmetterlinge
auf Frühlingswiesen
tanzen die bunten Schirme
auf den glänzenden Straßen.
Die Bäume wiegen ihr
rauschendes Blätterkleid.
Beugen sich,
von dem pfeifenden Wind
zu steten Bewegungen
immer neu angetrieben,
als wollten sie den kalten,
nassen Regen
von ihren bebenden
Blättern abschütteln.
Der Regen klopft
an meine Fensterscheibe
im gleichen Takt
meines verletzten Herzens
und obwohl ich im
trockenen Raum sitze,
fühle ich mich nass,
denn der Regen meiner Seele
prasselt weiter auf mich nieder
und überschwemmt
meine Gedanken.
floravonbistram 1968