Leben geht…
Wenn sich am dunklen Wolkenrand,
ein sanftes Licht mir schimmernd zeigt,
fühl ich am ziehend‘ Lebensband,
dass sich mein Weg dem Ende neigt,
Im Fortgang einer langen Zeit,
konnt‘ man das Licht mir niemals rauben,
ich bin seit langem schon bereit,
getragen stets von meinem Glauben.
Und dann zur Lebensabendzeit
wächst neuer Zauber der Gedanken,
der sich in großer Innigkeit,
um alle Schönheit möchte ranken.
Die Einsamkeit der Abendstille,
hält oft mich warm umfangen.
Ich schau zurück auf Glückes Fülle,
das leis mit mir gegangen.
Der großen Weisheit schöne Blüte.
ist eingetaucht in reines Licht,
ich beuge mich der Allmacht Güte,
ich wehre einem Ende nicht.
Und hält sie mich dereinst umfangen,
ersehnte Stille, die ich such,
werd‘ ich in Lichtes Land gelangen
und sanft schließt sich mein Lebensbuch.
floravonbistram
Vergessenheit
Wenn im Fluss der Erdenzeit
die Gedanken sich verirren,
und im Kreis der Endlichkeit
scheint das Leben zu verwirren,
dann sei freundlich, stör mich nicht,
wenn mein Geist das Heute bricht.
Fern der Welt, die Leistung sieht,
werde ich gern froh verweilen.
Kälte mir ins Herz heut zieht,
denke ich an das Beeilen,
das in seinen Bann uns schlägt,
nur Profit im Herzen trägt,
um den Jeder sich bemüht,
sucht, ihn ständig zu erlangen,
während Glück am Wegrand blüht.
Mich erfassen Angst und Bangen
vor der Kälte dieser Zeit.
Gefühle in Vergessenheit.
FloravonBistram
Ihre Herbststurmaugen
zeigen letztes loderndes Feuer
und verlöschende Glut
Der Wind nimmt ihre
Erinnerungen mit
Treibholz in der Asche
der vergehenden Zeit.
FloravonBistram
1996
Altern
Frische Lippen, die einst küssten
in des Lebens Frühlingszeit,
sind heut welk, als ob sie wüssten,
fast vorbei ist ihre Zeit.
Lange her und kaum zu glauben
auch wir waren jung und fein,
ließen Schmelz vom Alter rauben,
Falten gruben sich fest ein.
Fort sind Jugendlieblichkeiten,
doch das ist des Lebens Lauf;
schlägt man auf die Lebensseiten,
nimmt man gerne dies in Kauf,
denn wir sind gereift an Jahren,
wollen vorwärts, nicht zurück,
nicht mehr sein, was wir einst waren.
Auch das Alter bringt uns Glück.
FvB 2006
Dämmerung
Erinnerung fliegt frei durch dunkle Weiten,
ein tröstend Licht mir aus der Ferne winkt,
wie heller Ruf erreicht mich so aus allen Zeiten
mein Lebenslied, das von Vergang`nem singt.
Auf Schwingen sehnsuchtsvoller Weisen
berührt die Wärme der Empfindungen mein Ich
und Dankbarkeit löst alt - verrostet Eisen,
die schmerzend hielten fest umschlossen mich.
Und in der Dämm`rung stiller Augenblicke,
wenn Sternenstaub das Dunkel mir vertreibt,
weicht Wehmut voller Dank dem Glücke
und haucht vergehend: was einst war, das bleibt.
FvB
Das Alter
Vom Alter singt so manches Lied
von Freud und Ruh der späten Zeit,
doch schmerzt es Dich in jedem Glied,
dann bringt das Alter Leid.
Kein Lied geht lustvoll darauf ein,
kein Dichter schreibt davon.
Von Schmerzen schweigt man still und fein,
da schreibt man keinen Ton.
1987
Wenn du geh‘n musst
Sei beruhigt und bleibe furchtlos,
denn noch ist dein Ende weit.
Sieh, ich sitze heute bei dir,
teile mit dir meine Zeit.
So wie du, als ich noch Kind war,
standest alle Zeit mir bei,
so will ich nun nah bei dir sein,
Anderes ist einerlei.
Gib mir deine kalten Hände,
komm, ich wärme sie dir gern,
schau, am Himmel leuchtet wieder
unser gold‘ner Märchenstern.
Gabst ihn mir als Überraschung,
einmal, als ich ängstlich war,
heute biet‘ ich zur Begleitung
ihn für deinen Heimgang dar.
Er soll leuchten, wenn du geh‘n musst,
dir - um deinen Weg zu finden
mir- um dich dann still zu grüßen,
Liebe schicken mit den Winden.
floravonbistram
Mein Wunsch und Wille
Lasst nicht zu, dass ich noch leide,
hört euch hier mein Bitten an.
Meine Hoffnung war nur immer,
dass ich schmerzfrei sterben kann.
Und die Schläuche, Apparate -
haltet sie von mir nur fern,
ohne Kraft zur Selbstbestimmung
kann ich mich nicht selber wehr'n.
Einzig Einer kann ermessen,
wann der Tod mir ist bestimmt.
Bitte lasst nicht Technik walten,
weil sie mir die Würde nimmt.
Schaut, dass ich nicht lange leide,
Schmerzenzfreiheit schenket mir.
Mit hellwachen, klaren Sinnen
schrieb ich meinen Willen hier.
floravonbistram 1986
Du gehst heim
Du möchtest nur schlafen
und gar nichts mehr tun,
lebst still im Vergang'nen,
hast Zeit, nun zu ruhn.
An was magst du denken,
was siehst du denn nur,
wenn du so lieb lächelst -
Erinnerungsspur?
Vorbei sind die Zeiten
von Krieg, Not und Flucht,
doch Plätze der Kindheit
sind heimweh-gesucht.
Mit suchenden Fingern
ertastest du Halt,
ich nehm deine Hände,
sie sind ja so kalt.
Das Leben will enden,
du schläfst friedlich ein.
Ich schluck meine Tränen,
will hemmend nicht sein,
lass Raum deiner Seele,
die heimwärts nun schwingt
und in mir, ganz leise,
das Lied von uns klingt.
FloravonBistram April1979