Mein Engel
Ich traf einen Engel,
der flüsterte leise:
Komm liebes Kind,
geh mit mir auf die Reise,
schließ deine Augen
und stell keine Fragen,
nur so kannst du sicher
die Pein auch ertragen.
Ich deck dich ganz zart
mit den Flügeln warm zu,
dann kommt dein Herz
ohne Schmerzen zur Ruh.
1960
Andreas von Aschen
Ich kann es nicht glauben,
es kann einfach nicht sein,
er war doch ein Junge
zum Sterben zu klein.
Andreas, du Süßer
wie hast du gelacht,
hast uns so viel Freude
immer gemacht.
Die schreckliche Krankheit
sie lässt dich nicht leben
und wir können dir
keine Hilfe geben.
Leukämie das ist böse
wir kennen das nicht,
wir sehen nur noch immer
dein geschwollenes Gesicht.
Ein Engel trug dich von uns
er bringt dich hier fort
zum himmlischen Vater
an den himmlischen Ort.
1961
Jeschi
Es war ein Schultag, der anders verlief,
weil diese Stimme mich wieder rief.
Ich sah dich noch winken,
auch wenn es keiner glaubt.
Ein großer Lastwagen
hat den Freund uns geraubt
Wir können es immer noch nicht verstehn.
unser Jeschi starb, er war erst dreizehn .
1962
Ich bin immer noch so traurig.
So viele Jahre haben wir zusammen gespielt,
Brennball, Verstecken, Zirkus und so viel mehr.
Du mit deinen Geschwistern, ich mit meinen,
die vielen Freunde, die immer dabei waren.
Jeschi, Jeschka, unser Freund -
dein Name war Georg,
doch so rief dich nur deine Mutter.
Du wolltest nur schnell nach der Schule
noch etwas für deine Mutter einkaufen,es fehlte Senf.
Mit deinem Fahrrad, das du mir so oft geliehen hast,
erwischte dich ein LKW, der zu dicht heranfuhr.
Du stürztest, dein Rad fiel über dich,
der LKW fuhr über das Rad.
Du hattest keine Chance, du wurdest erdrückt.
Warum nur???
Du fehlst uns, du fehlst uns, du fehlst uns so sehr.
Was huscht da im Garten?
Was huscht denn da in unserm Garten,
kann ruhen nicht und auch nicht warten,
das flink verschwindet, wenn ich nahe,
als ob's vor Menschenblick sich wahre?
Was ist es nur, so zart und fein,
das kann doch nur ein Wichtel sein.
Dann sprach der Vater unberührt:
Das was du sahst, was du gespürt,
ein Wichtel meinst du? Sicher nicht,
es war wohl nur ein Mäuserich.
Oh, wie prosaisch mancher Mann
die zarte Freud zerstören kann.
floravonbistram 1962
Wehr dich
Ich bin mir ganz sicher,
es kann so nicht sein,
es läuft etwas falsch,
ich sage jetzt nein.
Denn wehr dich
so heißt es
in jedem Spiel
ich wehr mich,
weil ich dieses alles
bestimmt nicht mehr will.
1962
Aus meinen Briefen an Rudi, meinen Freund und Beschützer vom 7. Lebensjahr an
Unter demselben Himmel
Ich weiß,
du siehst jetzt denselben Mond,
der bei mir ganz friedlich
in einem Baumwipfel thront,
und ich seh dich vor mir,
an deinem Fenster stehn,
um mit mir jetzt gemeinsam
den Vollmond zu sehn.
Wie wir es versprachen
bei meinem Ade,
wie sehr tut mir immer noch
der Abschied so weh.
Bielefeld 1963
Für dich
Wir kennen uns nun
seit bald acht Jahren,
als wir ganz frisch
in der Schule waren.
Wir haben oft
zusammen gespielt,
du nahmst meine Hand,
ich hab es gefühlt,
du bist mein Beschützer
auf allen Wegen,
doch unsere Eltern,
die sind jetzt dagegen.
Nun sitze ich in
der Klosterschule hier
und finde keinen Weg
hinaus mehr zu dir.
Denn sie kassieren
alle Briefe ein,
ohne dich
fühle ich mich allein.
Erinnerst du dich
an die große Wiese
die Kühe Pralleuter,
Langzunge und Liese,
das Pferd, das wir
Elch da nannten
und mit Gras
vor ihm her rannten,
damit es sich etwas
schneller bewegt.
Wir haben uns oft
in das Gras dort gelegt,
auf den Grashalmen gekaut
und viel erzählt,
was wir erlebten
und was uns quält,
du von der Welt,
die du sehen willst,
ich oft von dem,
was im Jenseits wohl ist .
Wir schworen uns,
dass wir zusammen bleiben,
nun muss jeder für sich
ohne Echo schreiben.
Bielefeld 17 August 1963
In einem anderen Land
Kennst du das Land,
wo sich Träume verstecken?
Wollen wir sie
nicht zusammen entdecken?
Du suchst die deinen
auf Wolken , im Wind,
weil sie tief in dir
als Weltreisen sind.
Meine, die find ich
in Wald und in Feld,
im sprudelnden Wasser
und am Himmelszelt.
Lass uns schnell laufen
durch Sonne und Regen
immer geradeaus,
den Wünschen entgegen.
Fort aus der Welt,
die uns nicht gut gesonnen,
dann sind wir der Wirklichkeit
endlich entronnen,
denn Träume, ja Träume
sind dazu gedacht,
dass auch bei Regen
die Sonne uns lacht.
Bielefeld Mai 1963
Denn ich freu mich, ja ich freu mich
Ich lache, ich singe,
ich freu mich wie ein Kind,
denn wir sehen uns wieder,
weil nun Ferien sind.
Drei Stunden Fahrt
nach Haus mit der Bahn,
ich laufe vom Bahnhof,
so schnell ich nur kann.
Dann haben wir Zeit
um erzählen zu können,
um voller Freude
über die Felder zu rennen.
So viele Monate
sind nun schon vorbei,
was kümmert es uns,
es gibt ja uns zwei.
Bielefeld 1963
Ich bin traurig
Ich bin heute traurig
und ziemlich verwirrt,
komme nicht klar
weil mein Kopf mir so schwirrt,
vor lauter Gedanken,
von Fragen so voll,
ich weiß nicht genau,
wie ich dich nehmen soll.
Du bist plötzlich anders,
fast schüchtern und still
und läufst vor mir weg,
wenn ich dich anfassen will.
Wir gehörten zusammen,
doch was passiert jetzt?
Du hast mich nun schon
gleich zweimal versetzt.
Ich gehe tagtäglich
mit Ander'n zum Schwimmen,
was kann nur bei uns
nicht mehr so stimmen?
Du läufst mir zwar nach,
doch dann gehst du weg,
ich bitte dich sprich,
sonst hat's keinen Zweck.
Herbst 1963