Wer findet meine Spuren,
geprägt im Lebenssand,
wer sammelt die Gedanken,
die ich für mich einst fand?
Die Spuren meines Lebens
entschwinden in der Nacht,
von Wellen weggewaschen,
noch eh der Tag erwacht.
FloravonBistram
2006
Abschied am Meer
Diese wunderbaren Momente
setzen warme Schatten
und Horizont zerfließ in mildem Licht.
Herbsalzig schleicht sich das Meer
in mein Bewusstsein,
mischt sich unter die üppigen
Düfte der Reife.
Mein Herz folgt
dem Flug der grauen Schar
und die Dünen wandern
unter meiner fühlenden Hand.
floravonbistram
Stillstand
Verhängte Fenster, Himmelsgrau,
Menschen, die nur stille stehn.
Alltagstrott, der mich so lähmt,
Gedankenlos und leer der Tag.
Und so ist es an der Zeit,
um es endlich bunt zu treiben
Eintönigkeit mal zu entfliehen,
das zu öffnen, was verschlossen,
Vortänzer meines Lebens sein
FloravonBistram 1996
Uns wurde diese Welt anvertraut,
wir wurden berufen, sie zu pflegen.
Uns wurde Erkenntnis geschenkt,
wir müssen diese für das Lichte einsetzen
Schattenrisse
Schattenrisse in meinen Gedanken,
ausgeschnitten aus meinem Herz,
lasst euch mit Tränen still beranken,
und einem unaussprechlichen Schmerz.
Scharf gezeichnete Silhouetten,
am weißen Horizont der Ewigkeit,
knüpfen des Lebens feinste Ketten,
Bindungen der Unsterblichkeit.
FloravonBistram 1973
Mein Lebensherbst
Singend erlebe ich die Frühlingssonne,
die mich aus dem Kindsein erweckt.
Ich trage den Sommer in mir,
der den Septemberglanz
in meine Haare sprenkelt,
doch der weit weiß-wogende Schleier
lässt die Winterbraut schon ahnen.
Erloschen sind die Farben,
die die Augen lebendig hielten.
Grau tauche ich in das Ende der Zeit,
den Schluss des Wandels.
Und doch höre ich immer noch
die Stimmen der Natur,
rieche die himmlischen Düfte,
schmecke voller Verlangen
die Süße der vergangenen Lieben
auf meinen Lippen, meiner Haut.
Berührungen der Vergangenheit
hüllen mich liebend ein.
Es wird so ein Leichtes,
das Hier loszulassen
um neues Lieben anders zu leben.
FloravonBistram
Du fühlst das Leben
und durch den Frieden
in dir und mit dir
erkennst du eine Wahrheit,
die für dich Gültigkeit hat.
Fordere nicht unbeugsam von Anderen,
mit der gleichen Inbrunst zu empfinden,
den gleichen Glauben an deinen Gott
und deine Liebe zu leben,
denn dieses Wissen um ihn
ruht nur in dir selbst.
Jeder für sich empfindet
auf seinem ihm eigenen Weg
Wärme und Kälte des Herzens,
Licht und Dunkel –
die Lichter der Seelen brennen,
doch jedes für sich.
Umschlossen von den Schwingungen
des gemeinsamen
Gewähren lassen
finden wir im Wissen voneinander
den Weg zueinander.
Flora von Bistram2003
Im warmen Gras
Der weiche Teppich,
den die Erde mir bereitete,
lädt ein zum Verweilen.
Graspolster unter der Haut
weich, warm und vertraut.
Liegen, schauen, sinnen
und die Gedanken schweifen lassen,
entfliehen mit den Wolken,
die mir Lebensbilder zeigen,
hell und dunkel,
freundlich und bedrohlich,
doch spielerisch die Sonnenfinger,
die den Verlauf neu malen,
verwehend mit dem Wind.
Beständigkeit nur im steten Auf und Ab
von Licht und Schatten.
1999
In der Stille
Vergessen die Welt- ich halte inne,
trete ein durch das Tor der ruhenden Sinne.
Nur ich allein im Herzen der Welt,
vorbei ist die Jagd nach Ruhm und nach Geld.
Ich geh tief in mich und schaue hinauf,
auch du wirst bemerken - eine Tür sich auf.
In der Hast des Alltags ruhen und schweigen,
mich dankbar vor Gottes Schöpfung verneigen.
Die Grenzen erkennen in Zeit und in Raum,
dem Leben begegnen wie glücklichem Traum.
Erleben den Ursprung der Kraft für die Seelen,
dann kann mich kein Dunkelgeist je wieder quälen.
Die Zeit steht nun still, ich atme in ihr,
das ganze Weltall versöhnt sich mit mir.
Umfassender Frieden fließt tief in mein Herz,
vertreibt böses Denken und Seelenschmerz.
Im Klang dieser Stille, die stets alles heilt
umhüllt mich die Urkraft der Ewigkeit.
Ich tauch wieder ein in den Lärm uns‘rer Zeit,
demütig erkennend Unendlichkeit.
Schaue nach vorn, dort steht das Glück
so lasse ich Groll weit hinter mir zurück.
Ich fühl mich an Körper und Seele erholt,
da erstrahlt der Tag im schimmernden Gold.
Metamorphose
Entkommen
der Enge,
Abstreifen
der alten Hülle,
dem Kokon
entwachsen .
Wandel,
innewohnend
jedem Erneuern
Verlassen der
Finsternis und Stille,
Leben,
nicht mehr verborgen,
Erheben
mit ausgebreiteten Armen,
Flügel,
die ins Licht tragen,
aus der Einsamkeit
in gemeinsames Schweben.
FvB
Danke für das Wort "Es werde"
danke für die Herrlichkeit
FvB
Auf meiner Zugfahrt durch das Leben
begegnete ich so Vielen.
So mancher wurde mir Ballast und
durch seine Bedeutungslosigkeit zu schwer.
Um frei zu sein, hab ich ihn dann
im Schließfach des Vergessens abgegeben
und habe so beide Hände frei für die,
die ich immer als mein Handgepäck
mit mir herumtragen möchte.
FloravonBistram1989
Lebensmusik
In des Abends schwüler Dämmerung
lausche ich dem Summen der Insekten -
sanft, beruhigendes Streichorchester,
das mich zum Verharren einlädt
und die Seele schwirren lässt.
Ich liebe die Nacht mit den knarrenden
Geräuschen der alten Bäume,
die ihre knorrigen Äste unter dem dunklen Laub
verborgen halten, das den Vögeln Schutz
vor Feind und Wetter bietet.
Morgendämmerung mit Nebelschwaden
bringt die gesamte Symphonie
mit dem Jubilieren der Vögel im Wind,
Perlreigen der Tautropfen auf Gräsern
und Blättern in mir zum Schwingen.
Die belebenden Klänge des Tages,
Lachen der Kinder, Rufe über die Felder,
geschwätzige Spatzen am Dachrand,
ein Rasenmäher und laute Musik
zeigen an, wo die Lebensfreude uns fängt.
2001
Sorgen
Viele ungeweinte Tränen
hinter Lächeln sich verstecken,
während and´re Frohsinn wähnen,
weder Not noch Pein entdecken.
Mit dem Bild vom Glück im Leben
raubt die Ruhe dir der Kummer
will nur selten Frieden geben,
folgt dir bis in deinen Schlummer.
Still ergeben, ohne Klagen
trägt so mancher seine Sorgen,
abzuschütteln seine Plagen
hofft er neu an jedem Morgen.
Die Natur, erfüllt von Segen
der aus lichtem Quell gespeist,
kraftvoll, hilfreich uns auf Wegen
in des Lebens Bahnen weist,
spendet Licht für Geist und Wesen,
lässt erstarken, was erkranket,
so kann endlich auch genesen
was in Traurigkeit gewanket.
Dann ihr Tränen dürft ihr fließen,
spület fort, was hemmen sollte,
jetzt kann sich in uns erschließen,
was schon längst sich öffnen wollte.
Dass das Licht der Gnade flute
tief in Herz, Gemüt und Seele,
dringe ein in Fleisch und Blute
so den Wandel nicht verfehle.
FvB
Die Schlüssel
Der Herr sah zur Erde,
es fiel ihm was ein,
drum griff er ganz tief
in das Schatzkästlein rein.
Drei Schlüssel, die gab er
dem Menschen zur Hand,
mit gütigem Segen
er jeden umwand.
Den Eisernen gib weiter,
die Freundschaft er schenkt,
dem Nehmer, dem Geber,
der an Andere denkt.
Geduld ist der Schlüssel,
der öffnet geschwind
die Herzen und Türen,
die verschlossen sonst sind.
Der Schlüssel der Liebe
erschließt auch den Glauben,
behalt ihn, verleih ihn,
doch lass ihn nicht rauben.
Mit diesen drei Schlüsseln
bist du voller Leben,
als wertvolles Zeichen
wurden sie dir gegeben.
FvB
Ich hab es
geschafft
Ist es Furcht?
Verzweiflung?
Nach der Diagnose?
Nein,
mein
Kampfesgeist erwacht.
Ich werde es schaffen
Ich will ihn besiegen.
Nicht für dich.
Nicht für jene dort.
NEIN, NUR FÜR MICH!
Und ich gehe durch die Täler
fast schmerzlos.
Erlebe die Höhen
und schaue mich freudig um.
Falle in tiefste Klüfte.
Aber ich gebe nicht auf.
Und dann stehe ich
wieder auf dem
Gipfel.
Um mich herum
steht die Zeit
still,
überflutet mich das Sein.
Und von irgendwoher
kommt die Stimme:
DU HAST ES GESCHAFFT!!!
Was ist es nur
was mich jedes Jahr
zum Himmel blicken lässt,
wenn ich die vertrauten,
alt bekannten Rufe höre?
Wenn wieder die Schwärme
der Kraniche oder Wildgänse
sich über unserem Wald,
direkt über meinem Haus sammeln.
Was ist es nur,
was mir jedes Jahr wieder
die Tränen in die Augen treibt,
was lässt mich dann summen:
Wildgänse rauschen
durch die Nacht…
Was ist es nur?
Gemeinsam
Suchen wir für unser Leben
Arme, die uns freudig halten
die Kräfte gerne weiter geben,
unser Leben mit gestalten.
Augen, um uns zu betrachten,
Blicke, die nur wir verstehen,
Wünsche darin stets beachten,
in die gleiche Richtung sehen.
Ohren, die gemeinsam hören,
was der Andere wohl meint,
keine Träume ihm zerstören,
trösten, wenn der Liebste weint.
Hände, die gemeinsam greifen,
voller Tatendrang und Lust;
Herzen, die gemeinsam reifen,
schlagen fühlen Brust an Brust.
1977
Gebote
Verlange nicht,
dass ich für dich lüge
erwarte nicht,
dass ich dir glaube,
fordere nicht,
dass ich für dich
betrüge.
Auch wenn Gebote
für mich nicht
das Maß sind,
mein Ich
lässt es nicht zu
dass ich Mich für Dich
verleugne.
1984
Warteschlange des Lebens
Da stehn wir in der Warteschlange des Lebens.
Noch träumen wir manch großartigen Traum.
Doch stehen und träumen wir häufig vergebens.
Verwundert, verwundet und glauben es kaum.
Wir dachten, wir haben die Jugend gepachtet.
Doch wie schnell schwand auch dieser Wahn.
Bald werden wir schon als Alte verachtet.
Noch nicht am Ende unserer Lebensbahn.
Die Träume träumen, voll des inneren Bebens.
Das Heute genießen, auch voll wilder Gier.
Denn dort, in der Warteschlange des Lebens.
Ihr werdet sehn, dort steht morgen auch IHR!