Herbstsonne
Tanz der Blätter, wildverwegen,
kichernd, knisternd - Glück im Wind.
Müde Füße raschelnd schlurfen,
fühlen sich wie einst als Kind.
Bunte Tage voller Sonne,
letzte Schmetterlinge fliegen
und auf lang vergang‘nem Blühen
sich Marienkäfer wiegen.
Kleine dralle Kinderhände
lassen weiße Erbsen knallen,
während golden in der Sonne
sich die Birken noch gefallen.
Und ich ordne Sonnenstrahlen
flechte sie zu einem Kranz,
so behalte ich im Herzen
stets noch etwas warmen Glanz,
den ich gerne auch verschenke,
teile ihn mit Jedermann,
dass des Winters Dunkelklage
uns nie ganz erreichen kann.
floravonbistram
Ach nimm mich mit
Nebelfrauen tanzen,
werden verschlungen
von gierigen Sonnenlippen,
die Horizont und Natur
durch ihren Kuss
in rotgoldenen
Farbenrausch tauchen.
Lass mich taumeln
und tanzen mit dir
zum Lied des Windes.
Herbstverliebt,
buntes Blatt,
schwebst du
ohne mich weiter
und mir bleibt
die Sehnsucht.
Floravonbistram 1998
Sommer gegen Herbst
Übergänge
Der Herbst ist in das Land gekommen,
hat Sommers Platz still eingenommen,
nahm ihm die Pinsel aus der Hand,
hat einen Farbenteil verbrannt.
So zeigen Blätter dunkle Kanten
und alles Grelle wird nun samten.
Auch härter wird des Windes Wüten,
erschrocken schließen sich die Blüten.
Doch alle lassen sich nicht schrecken,
die Nasen aus den Knospen strecken,
der Sommer setzt dem Herbst noch Schranken
und wir erfreuen uns voll Danken.
floravonbistram
2001
Farbenbunt
Voller Freude will ich laufen
durch den Park der Herrlichkeiten,
der mir alle Jahreszeiten
Farben zeigt, die nicht zu kaufen.
Wenn der Wind die Wipfelkronen
kraftvoll greift und fröhlich rüttelt,
bis die Blätter abgeschüttelt
möcht` ich in den Zweigen wohnen.
Mit den Blättern will ich fliegen
durch die Welt der bunten Farben,
über Fluss und Berg und Graben,
mich in letzter Sonne wiegen.
Wenn die letzten Strahlen sprühen,
Abschied nehmen ohne Kummer,
denn nach langem Winterschlummer
wird das Leben neu erblühen.
Flora von Bistram
Tanzen in den Wipfelkronen
In den Ästen will ich schwingen,
tanzen mit den Wipfelkronen.
Möchte in den Blättern wohnen,
hell das Herbstlied für sie singen.
Mit den Augen will ich trinken
diese Farben - voll Erstaunen
hören, wie sie leise raunen,
wenn sie sanft zur Erde sinken.
Voller Andacht will ich schweigen,
wenn sie leuchtend bunt sich drehen
und von ihrem Baum wegwehen,
mich vor dieser Pracht verneigen.
floravonbistram 2002
Wenn wir mit offenen Augen
durch die Welt gehen,
Bilder in uns aufnehmen,
können wir sie auch
mit geschlossenen Augen
wieder erleben.
Flamenco der Sinne
Rot – goldene Zeit - Oktober
Wie sehr lässt du
noch einmal
die Kraft der Jahreszeiten
an uns vorüberziehen.
Willst du uns entschädigen,
im voraus stimulieren,
dass wir die tristen Zeiten überstehen?
Mein Herz wird weit,
weit wie der Blick, den ich hier habe,
berauschend in der Sonne
zeigen sich die Farben der Reife,
der Wollust und der Freude,
wie sie in alten Büchern
beschrieben werden.
Gold - das Glänzende für Reife,
Purpur für Verführung und Wollust,
Dunkelgrün für Freude und Sättigung
und dazu der Himmel,
morgens in zarten Rot - Goldtönen
wie gute Weine nebeneinander,
abends feurig, wie empfundener Flamenco
und doch auch wieder sich findend
in Ruhe und Besinnung,
wenn die Rottöne
verschluckt von der Dunkelheit
ins Nichts abgleiten…
FvB1998
November I
Er spielt sich durch laubarme Zweige
zaubert goldene Spritzer auf Birkenblätter
blinzelt durch Fensterscheiben
springt über Blattteppiche
und lässt uns die Kälte vergessen
Kleiner Sonnenstrahl im November
1987
Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden
Farbtöpfe der Natur
In die Farbtöpfe der Natur
griffst du großzügig
mit beiden Händen,
lachend, mischend,
um weiche Töne zu locken.
.
Dann, voller Übermut
schütteltest du deine Hände
und der springende Wind
trug die Spritzer
über Berge und Täler.
Farben, uns umschmeichelnd,
die das Auge verwöhnen,
satt, schwer und doch
so sehr verzaubernd
in der reifen Vielfalt.
Glitzernde Tropfen in Zweigen,
schimmernde Seide
gesponnen im Gras,
der Ruf der Wildgänse,
ausklingender Sommer, Herbst.
Herbstbeginn
Silbergespinste
voller funkelnder Diamanten,
wippend in dem sanften Wind,
zwischen Halmen und Ästen.
Goldener Horizont,
Farbenspiel
im beginnenden Morgen.
Altweibersommer genannt.
Blätter, bunte Kleckse
im vergehenden Grün,
noch satt leuchtend-
doch nicht mehr lange.
Bald schon raschelnd
und zerfallend.
Satter, schwerer Dunst
über den Wiesen
deutet eine Ahnung an
von kommender dunkler Zeit.
Herbstbeginn
zeigt uns die Vergänglichkeit,
jedoch in schönster Harmonie
Sturm
Wenn der Sturm, der um die Ecken fegt,
mir den Regen ins Gesicht peitscht,
wenn dunkle Wolken,
wie wilde, sich aufbäumende Pferde
über den Himmel jagen,
wenn die Baumkronen
sich vor der unendlichen Macht beugen
und im wilden Tanz den Boden küssen,
dann fühle ich genau die übergroße Macht
dann spüre ich das Leben
1975
Verwehen, vergehen
Regentropfen an Zweigen
wie Perlen aufgereiht,
schimmernde Ketten im Wind.
Wolkenfetzen treiben,
jagen sich wie spielende Kinder,
tollen im Spiel der Lüfte.
Bunte Blätter auf Wegen,
schlurfende Schritte lassen sie
rascheln in letzter Sonne.
fvb
Garten der Schöpfung
Sinnbild für die Welt,
und du Mensch
sollst als Gärtner
verantwortungsvoll handeln.
Aus dem Staunen
kann der Mensch
Kraft zum
Glauben und zur Liebe
gewinnen.
Novembermorgen
Dichter Nebel schmiegt sich in das Tal.
Steigt er auf und kuschelt sich zu grauen Wolken
oder legt er sich sanft auf Wiesen und Felder
und übergibt so der Sonne das Firmament?
Kalter Morgen, du lässt das störrische Laub
unter den Füßen rascheln und knistern.
Zapfen an immergrünen Bäumen, teils hängend,
doch auch majestätisch aufgerichtet
zeugen auch in kältester Zeit von Leben.
Kahl ist der Wald, es frieren die Tiere,
deren Winterkleid noch nicht vollendet ist
und dicht schmiegen sie sich aneinander
in dieser frühen Stunde.
Zugvögel, verspätet oder von weit her kommend
aus noch kälteren Zonen
fliegen rufend, fast meint man in klagendem Ton,
ins Irgendwo.
Krähen sitzen auf knarrenden Ästen, scharren und picken
auf für den Winter bereiteten Feldern.
Der gestern noch so bunte prächtige Herbst
kleidet sich heute
ins Trauerkleid der Vergänglichkeit.
Dunkle Zeiten? Nein, schau hin, dort die Felder
mit Senf blühen in sonnengelb
und immer noch finden wir bunte Beeren
an fast entblätterten Büschen.
Schau zum Himmel, denn zwischen Wolkenbergen,
die sich in Abstufungen der weiß- grauen Kompositionen
langsam von einem sanften Lüftchen
über uns weiter schieben lassen,
blitzen immer wieder die Kraft- und Leben spendenden Strahlen
der Herrscherin über Tag und Licht.
Dies ist nur ein kurzer Schlaf der Mutter Erde,
um Kraft zu tanken für ein neues Aufbrechen…
Nehmen wir dieses Ende als Beginn,
wie anders können wir dann fühlen.
fvb
Novembernebel
Dunkelster Novembermorgen -
Stille schließt mich vollends ein,
geh, wie täglich meine Runden,
liebe es, allein zu sein.
Hinter grauen Nebelschwaden
ahne ich nur noch den Wald,
düster tönt der Ruf der Eule,
der gespenstisch widerhallt.
Nebelfrauen seh‘ ich weben
seid’ne Schleier auf dem Feld
und verwischte Mondesstrahlen
zaubern eine Märchenwelt.
Alle Wege sind verschlungen,
grauverschluckt ein jedes Licht,
bis auf Rotkehl’s sanftes Rufen
Sonnenfinger hell durchbricht
und mit wundersamem Malen
einen roten Streifen zieht,
der den Horizont umrandet,
vor dem alles Dunkel flieht.
Und ich bleibe schauend stehen,
sehe, wie das Nachtschwarz weicht,
wenn durch schwere Wolkenbänke
Taglicht jeden Raum erreicht.
Ein Moment der großen Andacht,
ein Moment so voller Glück,
ein Moment des stillen Dankens,
ein Moment… Ich geh zurück.
floravonbistram 2011