Ich füge auch Gedichte hinzu, die zum großen Teil schon sehr alt sind,
denn immer, wenn ich liegen muss,
habe ich Zeit, in meinen alten Schachteln zu kramen
und Zettelchen und alte Schulhefte zu durchstöbern.
Blütenwiesen
Unsre Stadt schenkt Blütenwiesen
wie wir’s lange nicht gesehen,
voller Freude bleiben Menschen
vor der Sommerpracht still stehen.
Sie erinnern an die Zeiten,
als die Wiesen stets so blühten
großes Glück und Dankbarkeiten
in der Bürger Herzen glühten.
Hummeln, Bienen, Schwebefliegen
tauchen in die Vielfalt ein,
taumelnd sich im Nektar wiegen,
pollenschwer ein jedes Bein.
Danke für das Glück der Farben,
das ihr heuer uns geschenkt,
hoffend, dies nun stets zu haben,
dass ihr jährlich daran denkt.
floravonbistram 2016
Die Eiskönigin
Draußen steht die kalte Schöne,
hebt den glitzernd weißen Stab,
haucht den kalten Nebelatem
mikrofein auf uns herab.
Kleinste Tröpfchen tanzen leise
fangen sich an Zweig und Ast
und erstarren dort zu Eise-
halten kalte Winterrast.
Königin, mit Deinen Armen
bannst du klirrend Mensch und Tier,
lächelst kalt, bist ohn‘ Erbarmen,
schließt vom Eispalast die Tür.
Dennoch stehen wir voll Staunen,
welchen Zauber du vollbracht.
Wenn die Eiskristalle blühen
tanzt die Zauberin und lacht.
floravonbistram
Die Becher geleert
Die Becher geleert und die Liebe getrunken-
gemeinsam in goldenem Rausche versunken.
Doch lange schon welken die Blätter,
die Blätter der Rosen.
In Wolken geschwebt und die Berge erklommen,
die Meere der Freuden gemeinsam durchschwommen.
Doch längst schon entflogen die Tauben,
die Tauben des Friedens.
Die Sterne gezählt und die Küsse gegessen,
die Welten der Träume geteilt und besessen.
Doch lange schon rinnen die Tränen,
die Tränen des Abschieds.
Das Sehnen gefühlt und voll Hoffnung geblieben,
den Glauben an uns in die Sonne geschrieben,
doch zu lange schon trennen uns Welten,
die Welten des Verstehens.
floravonbistram 1994
Freuden
Bitte nimm die Kindertage-
ihre Freuden im Erleben-
mit ins Heute. Ohne Frage
soll Erinnern Lachen geben.
Darum streichen wir das Schwere,
denn es ist nicht änderbar,
schicken's in Vergessensleere,
leben nur das WUNDERBAR
floravonbistram
Es liegt ein Grüßen in der Luft,
das uns verwirrt und tief berauscht.
Päonien- und Rosenduft
die Welt zum Paradies so tauscht.
Aus Wald und Wiesen trägt der Wind
des Sommers Hauch in unser Sein.
Voll Leichtigkeit, wie einst als Kind,
glücktaumelnd wie vom süßen Wein,
so tanze ich, nicht damenhaft,
egal wer was da von mir denkt.
Wie dankbar bin ich jener Kraft
die mir die sieben Sinne schenkt.
floravonbistram
Ballett im Kornfeld
Siehst du die zarten Elfen schweben
dort in dem Kornfeld nah am Rain,
wie sie den Äckern Farbe geben,
mit bunten Kleidern, seidenfein?
Die roten Chiffonkleider wehen,
sie tanzen, zart vom Wind geküsst,
auch Blaugeschmückte könn‘ wir sehen,
solange Sommertanzfest ist.
floravonbistram 1976
Meine Lebensscherben
Ich fege meine Lebensscherben zusammen,
schaue mir die Fragmente noch einmal an,
Erinnerungen fliegen wie Wolken vorbei,
wenn ich sie Teil für Teil in die Hand nehme.
Manche sind ganz hell und wirken fröhlich,
doch es gibt auch viele dunkle darunter.
Darum packe ich sie in ein großes Kaleidoskop.
Halte ich dieses nun in das helle Licht,
drehe es langsam und voller Erwartung,
zeigen sich mir bunte Bilder, angst- und sorgenfrei.
In einzelnen Sequenzen betrachtet
zeigt sich nie das ganze Lebensbild,
doch so rutschen immer wieder bunte Scherben
über die mir vorher so dunkel erscheinenden
und ich sehe nun voller Dankbarkeit und Vergnügen:
Mein Leben war und ist so bunt.
floravonbistram 2011
Wohin mit all den ungelebten Träumen
Wohin mit all den ungelebten Träumen,
wo lege ich all unser Lieben ab?
Wie banne ich nur deinen Duft aus Räumen,
in denen ich mit dir gesungen hab.
Wie misse ich die zauberhaften Stunden
mit Morgenrot im Wald an unserm See.
So sehr hat uns das Leben herzverbunden,
schon der Gedanke dran tut endlos weh.
Wer nimmt mir ab die herrlichen Gedanken,
mit denen wir ein Luftschloss uns gebaut.
Wie öffne ich für mich die Hoffnungsschranken
und lösch‘ das Sehnen unter meiner Haut?
Noch fühle ich die farbenfrohen Bilder,
die phantasievoll wir so oft erdacht -
schon werden sie pastellig, fühlungsmilder,
auf sie legt sich zart die Vergessensnacht.
Und ohne Antwort bleiben viele Fragen,
verbrennen in der wunden Herzensglut.
Doch will und kann ich heute nichts beklagen,
denn wie es war, war es unendlich gut.
floravonbistram
Lasst uns Licht geben
Ich zünde eine Kerze an
und hoffe, dass der warme Schein
noch viele Menschen hier bewegt
Lichtboten mal zu sein.
Lasst uns erhellen diese Welt,
um Frieden zu erlangen,
für jene, die im Schicksalsfeld
mal wieder um ihr Leben bangen.
Hand in Hand müssen wir leben
um den Menschen Kraft zu geben.
floravonbistram
Regenschauer
Wie ein Kind tanz ich im Regen
nach der furchtbar heißen Zeit
lass mich küssen von der Wolke
die uns heute Kühlung gibt
Barfuß durch die Pfützen laufen
dass das Wasser ganz hoch spritzt
lass mir das Gesicht massieren
Haare spült der Regen weich.
Das Erinnern lässt mich lächeln
heut in diesem Himmelsnass
und mein Gang wird fast beschwingter
so begrüße ich den Tag.
floravonbistram
Frühlingslust
Fiel die Sonne auf die Erde?
Nein, der Raps kopiert sie nur
und ein gutgelaunter Maler
tupfte farbig Feld und Flur.
Windgesteuert huschen Wolken,
malen Schatten hier und dort,
doch die warme Sonnenzunge
leckt die dunklen Farben fort.
Grüner Teppich lädt zum Rasten
und zum Still- Verweilen ein,
Frühchoral der Flügelträger
kann mein Seelenbalsam sein.
Und die Wälder wogen rauschend,
biegen sich im Frühlingswind,
geben Tieren Schutz und Nahrung.
Dort ich gerne Ruhe find‘.
Lausche still dem regen Leben,
findet es um uns doch statt.
Dankend falte ich die Hände,
trinke mich am Frühling satt.
floravonbistram
Unverbraucht
Aufgeschäumte Meeresränder
lichtgemalt in Sehnsuchtsblau
leiser Wind trägt das Erinnern
legt es tief-warm in mein Herz.
Und das Hoffen bauscht in Wolken
sanft flieht Trauer vor dem Tag
Möwenkreischen wird zu Liedern
Freude tanzt der Wellenkamm
Nun erstehen vor mit Zeiten
durch die Liebe reich gemacht
Stark lebendig unverwundbar
bleibt sie in mir – unverbraucht
floravonbistram 1977
Licht und Schatten
Sonett für den ertappten Lügner
Bevor du heimgehst, brich dein dunkles Schweigen,
sprich offen, schau mir direkt ins Gesicht.
Warum dein Mund wohl nie die Wahrheit spricht?
Du sollst nicht lügen, sondern ernste Reue zeigen.
Wie oft Ertappte ihre Blicke neigen,
gerad, als stünden sie schon vor Gericht
und doch bekennen sie die Schuld noch nicht,
sie tanzen weiter in dem Höllenreigen.
Ich will dein Stillsein länger nicht ertragen,
leck still die Wunden, die du mir geschlagen
und warte, dass der Schmerz verblasst.
Dann, irgendwann, werd‘ ich ganz ohne Fragen,
und ohne mich darüber zu beklagen,
erkennen, du warst meiner Seele Last.
floravonbistram 2008
Verwehendes
Wolkenweich versinken Gedanken
Das Gestern und Heute
vermischt sich mit dem Tanz
der Blütenblätter im Wind
Lächeln kommt aus Anderswo
Plötzlich hilfloses Schauen
Suche nach Beständigem
Verwischte Zeit flieht
in das Prasseln des Regens
Sonnenglanz im Nichtmehr
Tastend gekrümmte Hände
im Greifen nach dem Vergessenen
floravonbistram 2002